Mittwoch, 30. März 2011

Mein erster Schultag

Ein Mann meines Alters blickt zurück auf ein erfülltes, facettenreiches Leben. Doch wenn er in die Zukunft blickt, wartet dort nur noch das Unausweichliche, weshalb man sich Gedanken macht und beginnt seine Memoiren zu schreiben. Auch ich möchte euch an ein paar unvergessliche Momenten meines Lebens teilhaben lassen, beginnen wir mit meinem ersten Schultag.
Es war ein regnerischer Herbsttag im September. Der Wind trieb die bunten Blätter über die Straßen, aus den Industrieschornsteinen fand ungefilterter Feinstaub seinen Weg in die Umwelt und geklonte Schafe waren noch unvorstellbare Science-Fiction. Der kleine Silvio saß gerade in seinem Kinderzimmer und forschte an der Stringtheorie, als plötzlich eine Eule durch das geöffnete Fenster hineinflog. 
Sie hatte einen Brief  bei sich, den ich aufmerksam las. Dort stand es wäre Zeit für mich endlich zur Schule zu gehen, dort würde ich lesen, schreiben und rechnen lernen. Jeder andere wäre bei einer Eulenpost vielleicht misstrauisch geworden, aber nachdem ich im vergangenen Sommer fünf Mal Narnia gerettet hatte, brachte mich nichts mehr aus der Fassung.
So begab ich mich also des nächsten Tages zum Hauptbahnhof. Doch ich war nicht das einzige Kind, das den Weg dorthin gefunden hatte. Zum Glück hatte ich mein handgeschmiedetes Breitschwert bei mir - es konnte schließlich nur einen geben, so hat mein Lehrmeister Connor MacLeod es mir beigebracht. Ich weiß nicht mehr wie viele Sechsjährige ich an jenem Montagmorgen enthauptete, bei dreißig hörte ich auf zu zählen. Schlussendlich war ich ganz allein.
Zu diesem Zeitpunkt fiel mir auf, dass ich schon lesen, schreiben und rechnen konnte. Ich war auch bereits zwölf Jahre alt und damit viel zu alt für die Grundschule. Das war alles sehr kurrios, etwas verwirrt und irritiert wollte ich den Bahnhof verlassen. Doch wie aus dem Nichts tauchten plötzlich maskierte Gestallten um mich herum auf. Sie meinten ich solle die Waffe fallen lassen und mich auf den Boden legen. Eine Falle!
Jedoch konnte ich entkommen, indem ich mir von meinen helfenden Elfen einen magischen Zauberwürfel wünschte, der die maskierten Männer ablenkte. Enttäuscht ging ich nach Hause, der erste Schultag auf den ich mich so sehr gefreut hatte, war nicht zu Stande gekommen. Um mich von diesem Verlust abzulenken, wollte ich noch ein paar Eichbosonen in meine Stringtheorie einführen ... jedoch waren meine Aufzeichnungen wie vom Erdboden verschwunden.
In dem Moment tauchte der Doc mit seinem Dolorian vor meinem Fenster auf. Er meinte die ganze Schulgeschichte war ein Trick von Stephan Hawkens um ungemerkt meine Theorie stehlen zu können. Und jetzt müssten wir zurück in die Zukunft reisen um das ganze wieder in Ordnung zu bringen. Doch der Doc irrte sich. Denn nicht Stephan Hawkens hatte mich, sonder ich hatte ihn ausgetrickst. Die Stringtheorie war nur ein wirres Hirngespinst von mir, an dem ich arbeitete um die Leute von meiner wahren allumfassenden Theorie abzulenken.
Man sollte meinen ich war jetzt der strahlende Sieger. Aber inzwischen weiß ich, dass dem nicht so ist. Meine Notizen zur allumfassenden Theorie wurden bei einem Wohnungsbrand drei Tage später zerstört, der auch meine drei Zwillungsbrüder in den Tod riss. Ich hätte neue Notizen schreiben können, aber stattdessen wurde ich heroinabhängig und musste eine langjährige Entziehung machen. 20 Jahre später schließlich habe ich in einer Schulklasse einen Vortrag zu meiner Sucht und Heilung gehalten. So kam ich zu meinem ersten Schultag.
Ich hoffe dieser kleine Auszug aus meinem Leben hat euch gefallen. Wenn ihr noch fragen habt oder andere Geschichten hören wollt, schreibt ruhig einen Kommentar. Denkt mal drüber nach.

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